Zuschrift
15. März
2009
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Sehr geehrter Herr Robischon, Ihr Name und ihre Anschauungen bezüglich des Lernens und Kinder ist mir das erste Mal in unterschiedlichen Foren begegnet. Durch Zufall bin ich auf ihrer Website gelandet. Was ich dort lesen konnte, hat mich sprachlos gemacht; sehr, sehr glücklich auf der einen Seite, diese Hoffnung, dass es Auswege geben kann aus diesem Sackgassen-Schulsystem, und auf der anderen Seite sehr, sehr traurig und desillusoniert, dass einem vonseiten der Behörden noch immer solche Steine in den Weg gelegt werden. Ich bin 16 Jahre alt und besuche selbst eine Schule in freier Trägerschaft, nachdem ich im staatlichen Schulsystem sehr schnell an Grenzen gestoßen war. Nun ist es jedoch so, dass auch die Privatschule den Unterschiedlichkeiten und der Vielfalt an Menschentypen und Begabungen viel zu oft nicht mehr gerecht werden kann und viele Schüler „verloren gehen“, nicht mehr erreicht werden, verweigern. Man kann förmlich zusehen, wie die interessierten, motivierten, intelligenten, … Erstklässler jeden Tag ein bisschen mehr von ihrer Neugierde, ihrem Lerneifer verlieren und zu abgestumpften, gleichgültigen Schulhassern werden. In fast allen Unterrichtsfächern fühle ich mich unterfordert, während andere Schüler heillos überfordert werden und es gelingt nicht, dies aufzufangen. Ich habe bei mir selber gemerkt, wie sehr und wie schnell man die Freude am Lernen verliert, selbst nachdem ich jahrelang das Glück hatte, außergewöhnlich kompetente Lehrer zu haben, die Schüler mögen und sie respektieren. Statt mir meine bis dahin bewahrte Neugierde und die Befriedigung am Lernen zu verlieren, habe ich mich entschlossen, selbst aktiv zu werden. Ich habe vier jüngere Geschwister (davon zwei schulpflichtige) und sehe auch an ihnen, was die Schule anrichten kann. Im täglichen Umgang mit Jüngeren spüre ich jedes Mal aufs Neue meine Verantwortung. Es ist abzusehen, dass auch meine Geschwister keinen Platz in einer konventionellen Schule finden werden, und auch nur bedingt in einer privaten. Deshalb möchte ich selbst eine Schule gründen. Um dieses Ziel zu erreichen, habe ich begonnen, mich mit verschiedenen Konzeptionen auseinander zu setzen – von Montessori, Freinet, Petersen, Steiner und vielen anderen bis hin zu modernen Beispielen von reformpädagogischen Schulen wie der Bodensee-Schule in Friedrichshafen – immer auf der Suche nach Anregungen und Ideen, vor allem aber auch nach Erfahrungsbeispiele aus der Praxis, wie man einen anderen Weg auf diesem Gebiet gehen kann und welche Probleme dabei auftreten. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle herzlich dafür danken, dass Sie Hoffnung vermitteln, diesen Weg erfolgreich gehen zu können und Kindern eine neue Art von Schule zu ermöglichen. Die Website hat mich sehr angesprochen und ich fand meine Vorstellung von Lernen genau widergespiegelt – und dazu noch mit sehr anschaulichen Bildern erklärt. Als ich jünger war, habe ich nie verstanden, warum die Erwachsenen so viel Wirbel um Pädagogik und Schulwesen machen, warum immer neuere und immer komplizierte Konzepte erdacht und umgesetzt wurden. Es wäre so einfach, dachte ich, wenn man mal wirklich diejenigen fragen würde, für die das Ganze gedacht werden sollte: die Schüler. Durch mein Interesse an Pädagogik habe ich mich mit unterschiedlichsten Vorstellungen und Modellen von Schülern und Lernen beschäftigt und bin wieder an den Ausgangspunkt zurückgelangt: Es ist so einfach. Zum Lernen braucht es Zeit, Raum und Gelegenheit. Beides kostet nichts. Es braucht keine besondere Ausbildung, sondern einfach nur Menschenkenntnis, emotionale Intelligenz, Offenheit für Neues und Respekt vor den Kindern/Jugendlichen, um ein guter Lehrer zu werden. Eine Schule kann immer nur so gut sein wie ihre Lehrer, da braucht es gar kein kompliziertes Konzept. Die Robischon-Pädagogik trifft meine Vorstellung von Schule und Lernen sehr genau. Ich würde gerne wissen, ob es nicht vielleicht noch mehr Informationsmaterial gibt, damit ich mich noch weitreichender damit beschäftigen kann. Welchen Weg haben Sie eingeschlagen, um zu dieser Schule zu kommen? Für eine Schilderung Ihrer Erfahrungen wäre ich sehr dankbar. Für Ihren Impuls, für diese hoffnungmachende Darstellung einer Schule, die wirklich die Belange des Kindes im Auge hat, möchte ich mich noch einmal herzlich bedanken. Anbei sende ich Ihnen einen Text, der eine Gegenüberstellung zwischen klassischem, fragend entwickeltem Unterricht wie er Alltag ist an staatlichen Schulen, wie auch ich sie erlebt habe, ist, und meiner Vision von einem freiem Unterricht – wie er vielleicht an Ihrer Schule zu finden ist. Für eine Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar. Mit freundlichen Grüßen S.K. nächste |