Badische Zeitung vom Freitag, 10. September 2004 

Ein Verfechter des humanen Unterrichts 

Rolf Robischon ist in Pension 

 Rektor Robischon 
 FOTO: MÜLLER 

BAD KROZINGEN-HAUSEN (sam). Rolf Robischon ist Pädagoge aus Leidenschaft. Mehr als drei Jahrzehnte leitete er die Johannes-Grundschule in Hausen. Zum Abschluss des Schuljahres wurde er in den Ruhestand verabschiedet.

Der 64-Jährige zieht trotz mancher Widrigkeiten eine positive Bilanz. "Ich bin nicht vorzeitig von der Stange gefallen", betont er mit Blick auf die in Lehrerkreisen weit verbreitete Frühpensionierung. Studiert hat Robischon in Freiburg. Mit 17 reiste der gebürtige Salzburger zum ersten Mal in die Südwestecke Deutschlands. Er jobbte, wo immer es ging neben seinem Studium. 

Ein paar Jahre später ließ sich der Lehramtsanwärter in der Breisgaumetropole endgültig nieder. Am 1. April 1973 war sein erster Schultag in Hausen. Als Alleinlehrer für zwei Grundschulklassen. "Später nannte man das Rektor", erklärt Robischon. Er habe sich nicht als Lehrer gesehen, sagt er, sondern als Lernbegleiter. Auch der Begriff Unterricht ist ihm ein Gräuel. Er setzt lieber auf "selbst organisiertes kooperatives Lernen - miteinander statt gegeneinander".

Was er zur Wissensvermittlung von der Schulbehörde empfohlen bekam, fand nicht immer seine Zustimmung. Der Lehrer, dem die Schüler bescheinigten, dass er im Gegensatz zu seinen Vorgängern "nicht so streng ist", begann in den 80er-Jahren seine eigenen Bildungsmethoden zu entwickeln. "Die Kinder lernten bei mir selbständig und miteinander zu lernen und zu arbeiten", beschreibt er seinen Ansatz. Druck ist nach der "Robischon-Pädagogik" nicht nur überflüssig, sondern schädlich und verletzend. 

Diese Einstellung bescherte ihm auch Misstrauen und Gegenwehr. Einige Eltern hätten gesagt, dass ihre Kinder auf diese Weise nicht richtig "abgehärtet" würden. "Wie im 19. Jahrhundert", findet Robischon und ist sich sicher, dass Druck und ständige Kontrolle bei Kindern zu Gegenwehr und Schulverweigerung führen. Auch vom Schulamt erntete er Kritik. Doch beirren ließ er sich davon nicht. Denn es habe auch Eltern gegeben, die sein Vorgehen unterstützten. Für deren Kinder sei das Lernen kein Problem gewesen. 

Das bestätigte Robischon darin, seine Konzepte zu publizieren und Vorträge zu halten. Mehrere Bücher hat er herausgegeben, etwa die "Bärenstarke Grammatik" oder "Lernen ist wie Netze spinnen". Darin finden sich auch seine schelmischen Cartoons, die Robischon seit den 70er-Jahren zeichnet. Ein neues Werk ist derzeit in Arbeit, denn auch wenn er sich jetzt entspannt zurücklehnen kann, will er an weiter an Konzepten für eine humane Schule stricken, und hofft, dass seine Ideen weiterwirken. 
 

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