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So frei ist die Freiarbeit bei Rolf Robischon gar nicht.
Ich bin ihm zwar leider noch nicht persönlich begegnet,
hatte aber schon einmal eine ganz vorzügliche Korrespondenz mit ihm.
Dieser Rolf Robischon LIEBT ganz offensichtlich die Begabungen, Talente, Kräfte, Anlagen, Potentiale,..... in den Kindern dermaßen,
dass diese einfach darüb
er glücklich
sind und sich an diesen Sonnenstrahlen wärmen und in diesem Klima wachsen und gedeihen.
Versuch einmal als Pflanze, wenn die Sonne scheint und es immer wieder sanft regnet, nicht zu wachsen!
Unter solch guten Bedingungen streckt sich jede Pflanze der Sonne entgegen; sie hat gar keine andere Wahl, als sich da zu entfalten und voll zu sein, was sie ist.

Wenn einem sonst von allen Seiten nur Du-musst, Du-sollst, Du-darfst-nicht, Wann-wirst-du endlich, Du-hast-mich-enttäuscht, Setzen-Sechs, Sprich-einen-ganzen-Satz und noch unendlich viel mehr solcher Stumpfsinn entgegendringt, da kann man doch gar nicht anders als sich entfalten, wenn man nicht mehr daran gehindert wird.
Wenn ich die "Freiheit" perfekt als Schablone vorbereite und dann das Einfügen in diese "Freiheit" erwarte, übe ich Druck aus. Rolf Robischon übt SOGwirkung aus. Druck kostet Kraft, Sog bringt Kraft. Ich finde es faszinierend, was in Robischons praktischer Pädagogik für Potentiale liegen - ob man sie nun erkennt oder nicht.
Es fängt ja schon damit an, dass er außer dem Dienstweg noch einen zweiten kennt und gegangen ist: seinen eigenen. Außerdem nutzt er nicht nur - wie viele - den angelernten Verstand sondern den eigenen. Statt seine Schüler unter Druck zu setzen, bietet er ihnen eine PERSPEKTIVE, für die es sich zu lernen lohnt.
Das sind alles Kernprinzipien der neuen Ich-kann-Schule.

Und natürlich ist jede mögliche Entwicklung zu beleben, wenn man den TALENTEN, die sie machen sollen, auch das gibt, was sie dafür brauchen. Von einem Ich-kann-das-nicht-ich-bin-Legastöhniker" wächst kein Talent, wenn ich aber nur sage: "Das hast Du GUT gemacht" kann ich sofort eine Verbesserung ALLER LEBENSFUNKTIONEN messen. Da wäre es doch geradezu lebensrettend, einmal konkret zu " untersuchen, was wir alles den ganzen Tag lang SUGGERIEREN = damit die gewünschte bzw. meistens die unerwünschte Entwicklung nähren.
Als ich in einer 2.Klasse L anfing, begeisterte ich meine Schüler dafür, "schwere Aufgaben der 4.Klasse GS" richtig rechnen zu lernen. Ich gab ihnen dabei alles Wesentliche vor, dennoch war es zu 100 % ihre freie Arbeit. Nach einer 3/4 Stunde konnten alle 10 bis zu 10 Millionenbeträge richtig addieren und wollten gar nicht aufhören, so sehr waren sie von der "unfreien freien Arbeit" begeistert; sie rechneten noch freiwillig zu Hause bis zu 10 Aufgaben mit bis zu 10 addierten Millionenbeträgen, richtig.
Bei dem, was die bis dahin als "Freiarbeit erlebt hatten, waren sie im Grunde auch nur Sklaven des vorgegebenen Unterrichtsablaufs gewesen. Sie hatten nicht einmal so viel Freiheit dabei erlebt, dass sie irgendeinen Grund daraus zogen, nach mehr Freiheit zu streben.
Was also ist schon frei und Freiarbeit?
Ich grüße
freundlich
Franz Josef Neffe   9.09.2009



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