Aus eMails einer jungen Lehrerin an mich

Unterricht ist schwer. Ich möchte so in der Schule sein, wie ich sonst auch bin. Ich möchte da keine Rolle spielen. Ich möchte kein komisches Gefühl haben, wenn ich Schüler auf der Straße/im Leben treffe. Warum ist Schule in den Köpfen der Menschen so etwas Schlimmes? Ich weiß die Antwort ; ) Es ist auch wie mit der Arbeit. Es ist nicht "in" zu sagen, dass einem die Arbeit Spaß macht. Irgendwie darf das nicht sein. Und so ist es auch mit der Schule. Wenn das Lernen Spaß macht, nennt man es nicht mehr Lernen, sondern spielen (zumindest am Anfang ; ) Letzte Woche habe ich einer Freundin von mir die Grundschule gezeigt, das Klassenzimmer der 4. Klasse. Sie ist Erzieherin und meinte, das sei ja nur ein fortgeführter Kindergarten! Gerade von ihr hätte ich eine andere Antwort erwartet. Sie hatte in der Schule solche Probleme, weil sie nicht damit klar kam, etwas machen zu müssen. Doch jetzt wünscht gerade sie sich das von einer "guten Schule". Wahnsinn...

Was würde passieren, wenn ich in einer 6. Klasse das Lernen frei gebe (mal abgesehen davon, dass ich immer noch keine Idee habe, wie ich das anstellen könnte, wenn ich gleichzeitig den Bildungsplan beachten soll) und ein Großteil (oder auch nur ein Schüler) sich dazu entschließt, lieber nichts zu tun. Ich halte es aus, Wochen, Monate. Bis zum Ende des Schuljahres haben sie sich nicht mit dem Stoff beschäftigt, der sie eigentlich interessieren sollte. Was wäre dann? Während des Referendariats wärs ganz blöd, oder? Ich könnte die U-Besuchsstunden immer "normal" halten, dennoch wär ich aber nicht mehr im Zeitplan und vielleicht hätte sich auch jeder mit etwas anderem beschäftigt? Ich könnte vielleicht auch keinen "normalen" Unterricht halten?! Eine andere Möglichkeit bestünde darin, im Wechsel zu unterrichten. Frei, geleitet, frei, geleitet... Wär das echt?! Ich könnte bei neuen Themen "Vorlesungen" anbieten. Ich weiß echt nicht, wie ich meine ganzen Vorstellungen unter einen Hut bringen kann. Ich hoff mal, dass ich mich nicht an den "normalen" Unterrichtsstil gewöhne, sondern immer weiter, nach "meinem" Weg suche. In der Grundschule fällt mir das viel leichter, als in der HS. Ich weiß nicht recht, warum.



Ich habe heute in Deutsch etwas zum Thema "Nacherzählung" gemacht. Und dabei das "melden" abgeschafft. Den Kindern habe ich erklärt, dass ich mir dabei doof vorkomme und dass sie einfach reden sollten, wenn sie etwas sagen wollen. Allerdings sollten sie darauf achten, dass jeder aussprechen kann (für mich war das auch ganz schön schwer, weil sie abschweiften - sie redeten über die Geschichte, nur die Gespräche gingen dann um die Logik der Geschichte ; ) - und hatte ja das Ziel, ihnen zu erklären, wie eine Nacherzählung funktioniert. Es hat gut geklappt mit dem Ausreden - überraschend gut, fand ich. Nur gegen Ende wars dann schwierig. Ist halt doch unnatürlich in so einer großen Runde zusammen zu reden und alle waren bei der Sache. Nur kann man bei Einzelgesprächen leider nicht bei allen zuhören...
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